Projekt

 

Kindergarten und Schule als Lebensraum für Kinder und Lehrpersonal sind aktueller denn je. Spätestens seit der PISA-Studie von 2002 und den nachfolgenden Untersuchungen wurde deutlich, dass die deutschen Anforderungen in mehrfacher Hinsicht nicht den gestellten Ansprüchen genügen. Die veränderten Bedingungen für die Ausprägung von Kindheit, Familienformen und -strukturen, zunehmende Kinderarmut, Digitalisierung und die Konzentration sozialer Probleme in bestimmten Stadtteilen stellen Lehrpersonal vor neue Herausforderungen.

Bildungsstätten müssen zu interaktiven Lebensräumen und informellen Lernorten werden. Von daher gibt es insbesondere in den Grundschulen einen großen Bedarf an ergänzenden, außerschulischen Lernorten.

Schulen müssen sich zudem, insbesondere mit dem seit 2017 geltendem Rahmenlehrplan, Teil B ‘fachübergreifenden Kompetenzentwicklungen’ unter Punkt 3.11, dem Thema BNE annehmen.  Kindergärten sind verpflichtet, sich nach dem Berliner Bildungsprogramm zu richten, welches im aktuellen BBP das Kapitel BNE auf S. 23 aufgenommen hat.

Hier kann das Projekt „Mutiges Huhn“ aktiv beitragen und bietet Hühnerkurse als informellen Lernort für Schulen und Kindergärten an.

Das Projekt „Mutiges Huhn“ entstand durch die eigene Arbeit in Kindergärten. Bei der Feststellung, wie Kinder in den Gruppenräumen und im Spiel-Alltag mit Medien, Büchern und Spielzeug umgeben sind, die eine heile-schöne Bauernwelt mit typischen Hoftieren zeigen, welche die Kinder als lebende Tiere nicht kennen. Auch in den Märchen finden wir Fabelwesen und eine reichhaltige Tierwelt, die das Leben erklären und aufzeigen. Doch dann wechseln die Kindergruppen / Schüler den Raum und begeben sich zum Essen in die Küche / Mensa oder essen an ihren Tischen im Gruppenraum. Dort bekommen sie einen Teller vorgesetzt mit Lebensmittel, die die Kinder nicht zuordnen können. Weder das Fleisch der Tiere, manchmal auch nicht das Obst oder Gemüse. Wie im Schlaraffenland nehmen sie unbegrenzt Nahrung zu sich, ohne zu wissen, woher ihre Nahrung kommt, wie es entstand, bzw. was es einmal war.

Das Resultat ist schockierend. Viele Kinder und Schüler gehen mit dem noch gefüllten Teller zur Abfalltonne. Ein Großteil der Lebensmittel landet auf dem Boden, auch weil PädagogInnen selbst Krippen-Kindern nicht mehr beim Füttern helfen sollten. Andere Kinder essen mehrere Teller und schlingen das Essen in rasantem Tempo auf.

All diese Beobachtungen brachten uns zu der Erkenntnis, dass es hier einen Bruch gibt, eine Brücke fehlt. Mit dem Hühnerprojekt „Mutiges Huhn“ wollten wir die Brücke vom Spiel-Alltags-Leben zur Ernährung herstellen. Dieser Zusammenhang war noch bis vor etwa 30 Jahren selbstverständlich. Doch der globale Handel, Freihandelsabkommen, Monopol-Konzerne, die Ernährungsindustrie und das gesellschaftliche Kauf- und Essverhalten hat diese Brücke unterbrochen. Stadtkinder wissen heute nicht mehr, was sie essen und woher es kommt.

Während der Projektzeit entwickelten sich inzwischen zudem soziale und ethische Aspekte. Ein Bericht des Tagesspiegel online vom 22.11.2019 veranschaulicht, wie soziale Kompetenzen durch “Hühnerisierung” erwirkt werden. Ein indonesischer Bürgermeister stellte sich die Frage: Wie bringt man Kinder dazu, das Smartphone wegzulegen? Er fand eine ungewöhnliche Antwort unter dem Motto “Hühnerisierung” und beschenkte 2000 indonesische Schüler mit Küken. Seine Argumentation: “Unser Ziel ist nicht nur, die Kinder von den Handys wegzubekommen. Sie sollen auch lernen, Tiere zu lieben und Verantwortung zu übernehmen”.